Österreichischer Hapkido Fachverband

Austrian Hapkido Association

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Das Wesen von Hapkido ist schwer in geeignete Worte zu fassen (siehe Anmerkung). Sowohl Hapkido als auch die Meister und Schüler entwickeln sich weiter. Neue Erfahrungen, Gegebenheiten und Überlegungen ergeben neue Sichtweisen.

Trotzdem sollen hier zentrale Eckpunkte der Philosophie von Hapkido dargestellt werden, um Raum für die Auseinandersetzung mit eigenen Gedanken zu bestimmten Aspekten abzustecken.

 

Grundlegendes

Hapkido wird von Kindern, Frauen und Männer aller Altersstufen trainiert
und richtet sich nicht nur an trainierte Sportler(innen) und Kampfkunst-Interessierte.
Der defensive Grundcharakter von Hapkido und eine Vielzahl von Techniken ermöglicht auch (körperlich) Schwächeren, sich – der Situation entsprechend – gegen vermeintlich überlegenere Angreifer zu verteidigen und zu behaupten.

Hapkido lehrt die kontrollierte Abwehr eines Angriffs
In jeder Konfliktsituation, die mittels Kraft gegen Kraft ‚gelöst‘ wird, unterliegt der/die (körperlich) Schwächere dem/der vermeintlich Stärkeren.
Hapkido-Techniken sind von runder, kreisförmiger Natur (siehe unten) und lenken die Kraft des Angreifers um – im Anfängerstadium ins Leere, später in eine für den Verteidiger vorteilhafte Hebel- oder Wurfsituation. Die Kraft des Angreifers wird also gegen diesen selbst benutzt, ohne Kraftaufwand seitens des Verteidigers.

Hapkido wird als Kampfkunst (zur Selbstverteidigung) unterrichtet
Hapkido ist kein (Wett-)Kampfsport und im engeren Sinne auch kein Sport. In den Kampfkünsten (korean. ‚Mudo‘, japan. ‚Budo‘) ist der Weg das (Trainings-)Ziel und nicht der Sieg im Wettkampf oder sportliche Höchstleistungen.

Hapkido schult Körper und Geist
In der Trainingspraxis wird dem Unterricht von Techniken zur Selbstverteidigung und Übungen zur Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit – als Unterstützung und Voraussetzung dafür – die meiste Zeit eingeräumt. Der Ausbildungsweg unterstützt ebenso die charakterliche Entwicklung durch Förderung von Selbstdisziplin, gegenseitigem Respekt und Achtsamkeit.

Hapkido ist nur zur Verteidigung im Ernstfall gedacht
Wer Hapkido-Techniken als Mittel zum Angriff, unangemessen oder zweckentfremdet verwendet, hat das Wesen von Hapkido (bzw. der Kampfkünste) nicht verstanden.

 

„HAP KI DO“

Wörtlich übersetzt bedeutet ‚Hap-Ki-Do‘: ‚Zusammen-Energie-Weg‘. In englischen Quellen wird Hapkido daher oftmals als ‚(the) way of coordinated power‘ bezeichnet. Eine deutsche Übersetzung von Hapkido ist ‚Ein Weg, die (Lebens-)Energie in Harmonie mit dem Körper zu vereinigen‘. Das Wesen von Hapkido kann aus der tieferen Bedeutung der Namensbestandteile abgeleitet werden.

Die folgenden kurzen Interpretationen der einzelnen Silben sind als Einführung zu verstehen und sollen zur selbständigen Auseinandersetzung mit den dahinterstehenden Konzepten und den Erfahrungen (aus dem Training) anregen.

‚Hap‘: die Harmonie/Einheit (von Körper und Geist)
Die menschliche Natur ist durch die Dualität zwischen Materiellem (Körper, Handeln) und Nicht-materiellem/Meta-physischen (Geist, Denken) bestimmt. Wenn Körper und Geist zu einem Ganzen vereint, also im Einklang sind, ist die Basis geschaffen um sich selbst zu erkennen und als Person zu handeln. Weiters meint Hap auch die Harmonie zwischen Angreifer und Verteidiger und allgemein zwischen dem Menschen und seiner Umwelt.

‚Ki‘: die Lebensenergie, die innere Kraft
Die Lehre von der universellen Energie, die in Korea und Japan ‚Ki‘ und in China ‚Chi‘ genannt wird, ist ein zentraler Bestandteil der asiatischen Philosophie und steckt daher auch im Namen einiger Kampfkünste: ‚Tai CHI‘, ‚AiKIdo‘ und ‚HapKIDo‘. Das Konzept der Lebensenergie wird seit mehreren tausend Jahren zur Heilung (siehe Akupunktur, TCM, etc.) angewendet. Auch in den Kampfkünsten macht man sich dieses Wissen zu Nutze: u.a. um den eigenen Ki-Fluss zu stärken und die Kampftechniken noch wirksamer zu machen.

‚Do‘: der (Lebens-)Weg, die Lehrmethode
‚Do‘ ist im Namen vieler Kampfsysteme zu finden (Tae Kwon Do, Kendo, Judo etc.) und steht dort (wie bei Hapkido) für die traditionelle Lehrmethode (Meister-Schüler), die allen gemein ist. Dahinter verbirgt sich das Ziel des Trainings: die Meisterung des Selbst; der Weg als Ziel; die Form als Mittel zur Entwicklung der richtigen (Geistes-)Haltung.

Prinzipien

Der Ausbildungsweg im Hapkido umfasst eine Vielzahl von Techniken uvm. So verschieden die Hapkido-Techniken in ihrer Ausführung zunächst erscheinen mögen. Hinter dem ganzen System/hinter jeder einzelnen Technik steht eine einheitliche Philosophie, die u.a. durch die Namensbestandteile (siehe oben) und folgende drei Prinzipien bestimmt ist.

Prinzip des Kreises

Das ‚Prinzip des Kreises‘ kann einerseits in den vielfältigen natürlichen Kreisläufen in der Umgebung/Umwelt des Menschen beobachtet werden. Im Speziellen meint dieses Prinzip aber vor allem die charakteristischen kreisförmigen, runden Bewegungen, mit der die Kraft des Angreifers aufgenommen, kontrolliert und umgeleitet wird.

Prinzip des Flusses

Das ‚Prinzip des Flusses‘ kann gut anhand der Eigenschaften von Wasser verdeutlicht werden. Fließendes Wasser hat das Bestreben weiterzufließen. Es bahnt sich seinen Weg durch alle Hindernisse, indem es sie vollständig umschließt – fast scheint es so, als werden sie vom Wasser durchdrungen. Gleiches gilt für die Durchdringung bzw. ‚weiche‘ Übernahme eines Angriffs im Hapkido.
Wasser, das hingegen durch einen Damm aufgestaut wird, entwickelt eine Kraft, die um ein vielfaches höher ist als zuvor. Der Verteidiger macht sich dieses Prinzip zu Nutze um seine eigene Energie konzentriert zur Abwehr eines Angriffs einzusetzen.

Prinzip der Einwirkung

Das ‚Prinzip der Einwirkung‘, umfasst den komplexen Bereich, den Geist und das Verhalten eines Angreifers durch das eigene Verhalten – aus der Sicht des Verteidigers – zu beeinflussen. Dadurch können bestimmte Handlungen oder Reaktionen bereits im Ansatz erkannt, abgewendet, verhindert und zum eigenen Vorteil genutzt werden.

 

Anmerkungen

Die Frage, was das Wesen von Hapkido ist – bzw. der Kampfkünste im allgemeinen – ist gar nicht so leicht zu beantworten. Außerdem ist die Meinung der Allgemeinheit meist bereits durch (Action-)Filme, Wettkämpfe und Vorurteile wie ’schürt bloss Aggressionen‘, ‚ist nur Akrobatik‘, ’nicht für den Ernstfall geeignet‘ etc. gegenüber dem tatsächlichen Bild großteils stark verzerrt.

Um zur ursprünglichen Frage ‚Was ist (das Wesen von) Hapkido?‘ zurückzukommen. Jede Erklärung dazu bleibt subjektiv, unvollständig und an der Oberfläche. Es kann eben nur ein (Ab-)Bild davon dargestellt werden. Das Wesen selbst bleibt der persönlichen, unmittelbaren Erfahrung (im Training) vorbehalten. Zur Verdeutlichung kann jeder einmal probieren das Wesen von Musik zu erklären … Wer dann meint: „Musik kann man doch gar nicht erklären, die muss man hören, spüren, selbst erleben“, hat die aufgezeigte Problematik verstanden.

In diesem Sinne können und sollen die Inhalte dieser Seite lediglich paar Eindrücke davon geben, was Hapkido – aus der Sicht des Österreichischen Hapkido Fachverbandes – ist bzw. bedeutet.

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