Der Ausbildungsweg eines Schülers ist durch das regelmäßige Training in seinem Verein bestimmt. Dort wird er/sie von einem Meister in den Hapkido-spezifischen Trainingsinhalten unterrichtet. Das Training umfasst dabei natürlich großteils Übungen zur Vorbereitung, dem Erlernen und Perfektionieren von Hapkido-spezifischen Bewegungsabläufen (Techniken). Ebenso werden im Dojang die Philosophie und Prinzipien des Hapkido gelehrt und anschaulich demonstriert. Schließlich wird durch die Etikette während des Trainings auch der respektvolle, achtsame Umgang miteinander gepflegt und gefördert.
Der Trainer (Hapkido-Meister) gliedert das Training nach den aktuellen Trainingsschwerpunkten und den Erfordernissen (Fähigkeiten, Lehrtempo etc.) seiner Schüler. Dadurch wird jeder – mit ganzem Körper und ganzem Geist – gefordert und seine Entwicklung gefördert.
Der Ausbildungsweg im Hapkido beschränkt sich jedoch nicht nur auf das reguläre Training im Dojang. Lehrgänge, die regelmäßig stattfinden geben den Hapkidoins die Möglichkeit ihr Wissen zu vertiefen, neue Technik-Varianten und neue Aspekte von Hapkido kennenzulernen.
Trainingsinhalte
Hapkido-spezifische Trainingsinhalte sind: Meditation, Atemtechniken, Fallschule, Schlag- und Beintechniken und Selbstverteidigungstechniken gegen verschiedene Angriffsformen (je nach Graduierung). Dazu gehören Befreiungs- und Abwehrtechniken, Hebel- und Wurftechniken sowie Techniken zur Waffenabwehr sowie der Umgang mit traditionellen Waffen.
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Das praktische Hapkido-Training umfasst daneben auch allgemeine Übungen zur Verbesserung der koordinativen und konditionellen (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Flexibilität) Fähigkeiten. – Trainingsinhalte die zur Theorie und Philiosophie zu zählen sind, finden sie hier.
Graduierungen
Die sehr umfangreichen Hapkido-spezifischen Trainingsinhalte sind in verschiedene Abschnitte gegliedert, die auch als Stufen/Grade – auf dem Weg vom Schüler zum Meister – gesehen werden. Dieser Ausbildungsweg ist wie in den meisten modernen Budo-Systemen allgemein in die Bereiche ‚Schüler‘ und ‚Meister‘ unterteilt. Beide Bereiche sind wiederum in mehrere Grade unterteilt. Die Graduierung im Schülerbereich beginnen beim 9. Kub (=Schülergrad) und reichen bis zum 1. Kub. Nach bestandener Prüfung zum 1. Dan-Grad werden die Graduierungen aufsteigend weitergezählt.
Die Graduierungen im Überblick
Grob gesprochen unterteilt sich der praktische Teil des Hapkido-Ausbildungswegs im Schüler-Bereich in drei aufeinander aufbauende Teilabschnitte:
1. Grundtechniken und Abwehrtechniken gegen Umklammerungen (8.-6. Kub),
2. Faust- und Fußabwehrtechniken (5.-4. Kub) und
3. Wurfabwehr und fortgeschrittene Techniken (3.-1. Kub).
Jeder Kub-Grad umfasst ca. 30-40 Selbstverteidigungstechniken, hinzukommen noch Fallschule, Atemtechniken, Arm- und Beintechniken die parallel dazu trainiert werden.
Prüfungen
Der/die Kandidat(in) kann nach der gewissenhaften Vorbereitung und unter Einhaltung bestimmter Fristen mit einer/m Trainingspartner(in) zur Kub-Prüfung antreten. Die Prüfung wird von dazu ermächtigten Prüfern des ÖHKDF kommissionell abgenommen und protokolliert.
Der Prüfungsumfang wird der/dem Kandidaten(in) spätestens bei der Anmeldung mitgeteilt. Neben den Kub-Techniken des entsprechenden Grades (und allen Graden darunter) gehören zum praktischen Teil der Prüfung auch die Fallschule, Atemtechniken und verschiedene Schlag- und Beintechniken. Koreanische Begriffe und Fragen über Hapkido (Philosophie, Prinzipien, Geschichte etc.) werden je nach Kub-Grad im theoretischen Teil geprüft.
Spätestens bei der Prüfung zum 1. Kub-Grad muss der/die Kandidat(in) eine zusätzliche Prüfung aus den Bereichen Anatomie, Sportbiologie, Trainings- und Bewegungslehre, Methodik und Erste Hilfe ablegen. Er/Sie ist dann zur eigenständigen Leitung eines Hapkido-Trainings berechtigt. Eine Ausbildung zum staatlich geprüften Lehrwart oder Trainer (an einer BAFL) wird ausdrücklich empfohlen und kann hier entsprechend angerechnet werden.
Anmerkungen
Kub-Prüfungen werden im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Gürtel-Prüfungen bezeichnet, da sich dabei (zumeist) die Farbe des Gürtels ändert. Ursprünglich wurde in den verschiedenen Budo-Stilen nur in Schüler bzw. ‚Noch nicht Meister‘ und Meister unterschieden und der Gürtel hatte nur eine Funktion als gewöhnliches Kleidungsstück und um die Schwerter eines Samurais zu halten.
Dem Begründer von ‚Judo‘ (‚Kano-Ryu Jujutsu‘) Großmeister Jigoro Kano wird die Einführung verschiedener Reifegrade/Stufen zugeschrieben, die äußerlich durch verschiedenfarbige Gürtel – zunächst nur weiß und schwarz – angezeigt werden. Dies geschah ca. 1886. 1907 führte Kano schließlich noch einen eigenen Trainingsanzug, den Judogi (Judo-Anzug) ein. Sowohl der eigene Anzug fürs Training, als auch die farbigen Gürtel wurden im Verlauf von fast allen modernen Budo-Systemen – in abgewandelter Form (siehe Anzug und Gürtel-Farbschema im Hapkido) – übernommen.